In Bayern tut sich was (Fortsetzung)

Rede von Martin Zerrinius

Liebe Anwesende,

zunächst möchte ich mich für die Einladung an Velspol Süd, dem Verein für queere  Polizeibeschäftigte in Süddeutschland zur Zeremonie der Verlegung zweier Stolpersteine, zum Gedenken an den Schutzmann Josef Martus und seinen Partner Eugène Eggermann bedanken.

Zwei Schicksale die betroffen machen. Für mich als Polizeibeamten im Ruhestand gehen die Ereignisse um Josef Martus im Jahr 1942 besonders ans Herz. Er durfte nur 33 Jahre alt werden

Ich kann mir sehr gut vorstellen wie es Josef Martus ging. Von Beruf Hauptwachtmeister bei der Schutzpolizei der Straftaten zu verfolgen hatte, und sicherlich immer mit der Angst lebte, dass die Liebe zu Eugène bekannt werden könnte. Sie wurde bekannt durch die eigene Ehefrau, so wurde er zum Verfolgten des Justizapparats der Nazis.

Dass nach § 175 StGB in der Fassung vom 1. September 1935 nach Absatz 1 ein Mann, der mit einem anderen Mann Unzucht treibt oder sich von ihm zur Unzucht missbrauchen lässt, mit Gefängnis bestraft wird, war wohl bekannt.

Dass es einen geheimen Erlass von Hitler vom 15. November 1941 zur Reinhaltung von SS und Polizei gab, der die Todesstrafe für „Unzucht zwischen Männern“ oder „der Liebe wegen“ von Polizei und SS vorsah, war den beiden jungen Männern wohl nicht bekannt, für Josef vermutlich erst im Strafverfahren, er musste dafür unterschreiben.

Es ist gut und wichtig diese Ereignisse um die Schicksale von schwulen, lesbischen, bisexuellen, transsexuellen, transgender, intersexuellen und queeren Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus ins öffentliche Bewusstsein zu tragen, wie hier durch die Verlegung von Stolpersteinen.

Mit Sorge betrachte ich politische Umtriebe und Entwicklungen in Form von Hass und Hetze gegen queere Menschen in weiten Teilen der Erde, vor allem in Demokratien, wo wir ein solches Verhalten überwunden geglaubt haben.

Ich danke den Initiatoren dieser Zeremonie, bei der Stadt Strasbourg, dem Verein Stolpersteine 67, und allen, die an den Schutzmann Josef Martus und an Eugène Eggermann denken.

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